Der WAG Contest 2023 – Erlebnisse eines Neulings

Sonnabend, 21.10.2023. Es ist früh 7 Uhr. Der Wecker klingelt. Hätte ich gestern einige Vorbereitungen mehr getroffen, müsste ich heute nicht so früh aufstehen. Aber so heißt es: Raus aus den Federn! Schließlich wollen heute einige OM des DARC-Ortsverbandes X01 „Kyffhäuser“ am diesjährigen WAG-Contest teilnehmen. Im Vorfeld wurden die Aufgaben verteilt. Da das mein erster WAG-Contest ist, bin ich natürlich schon aufgeregt. Neben den persönlichen Dingen und der Verpflegung, sind es vor allem Funkutensilien, die nach und nach das Auto füllen: Transceiver mit Kopfhörer und Mikrofon, verschiedene Antennen, Masten, Koffer mit Kabeln, Leitungen und Steckverbindern, Netzteile, Antennentuner und eine Notfallbatterie. Aber auch Computer und Schreibzeug zum Loggen sowie Tischlampe und Werkzeugkoffer finden den Weg ins Fahrzeug.  Schwer beladen geht es auf die Reise zum Contest-QTH.

10.45 Uhr. Nach einer guten Stunde komme ich am vereinbarten Treffpunkt in der Nähe von Reinsdorf bei Nebra an. Ein Weinberg mit herrlichem Blick ins Unstruttal. Die Sonne scheint, aber es ist windig. Die OM Dirk (DO1DGN) und Michael (DL4ATV) sind schon da. Kurz darauf trifft OM Matthias (DE4MMS) ein. Der Weinberg mit der zugehörigen Hütte wird von der Agrargenossenschaft Burgscheidungen bewirtschaftet. Dirk hat die Erlaubnis eingeholt, hier das Wochenende zu funken. Auf dem eingezäunten Gelände befindet sich ein ca. 15 m hoher ehemaliger Antennenmast, der uns als Abspannpunkt dienen soll. Recht gute Voraussetzungen also.

11 Uhr. Aufregung: Der OVV kommt! Mit vollem Auto und Anhänger fährt OM Sebastian (DM2HEY) vor. Jetzt heißt es Autos ausladen und Antennen aufbauen. Zuerst wird aber das Stromaggregat aufgestellt, getestet und eine Leitung zur Winzerhütte gelegt. Unerschrocken steigt Matthias den Stahlgittermast hinauf, um ein Seil zu befestigen. Der Wind bläst ihm dabei ordentlich ins Gesicht. Etwa 80 m entfernt stellen Sebastian und Michael einen Teleskopmast auf und ziehen die 63-m-G5RV-Antenne in die Luft.

13 Uhr. Dirk hat zwischenzeitlich Erbsensuppe mit Würstchen in seinem Kessel zubereitet. Alle freuen sich auf die kräftige Mahlzeit. Danach soll die Antenne probeweise an das Funkgerät angeschlossen werden. Doch die Anpassung mit dem symmetrischen Koppler von Dirk misslingt. Auch ein zweiter Tuner schafft es nicht.

14.30 Uhr. Ratlose Gesichter. Die Stimmung droht zu kippen. Aber nur kurz. Jetzt bewährt sich die Kofferschlepperei: Ersatzantennen sind in ausreichender Menge vorhanden. Sebastian stellt seine ZS6BKW-Antenne für die Bänder 80 m bis 10 m zur Verfügung. Der Wechsel gelingt problemlos.

15.30 Uhr. Ein Test zeigt, dass die Ersatzantenne funktioniert. Die angespannte Stimmung löst sich! Zusätzlich bauen Sebastian und Matthias eine T2LT für 20m auf und spannen einen Dipol für 40m. Erneut werden Koffer ins Haus geschleppt und Geräte getragen. Es folgt der Aufbau unserer Stationen. Während wir damit beschäftigt sind, hat Michael mit seinem bewährten Portabelkoffer bereits einige Stationen im DARC-Ausbildungscontest gearbeitet.

16.30 Uhr. Die Technik steht. Sebastian hat sich in der Küche eingerichtet. Dagegen nutze ich den benachbarten Aufenthaltsraum zum Funken. Wir haben uns entschlossen, beide unabhängig als Single-OP, also getrennt am Contest teilzunehmen. Sebastian nutzt dabei das Sonder-Call DL25KYF mit dem DOK 25KYF, ich dagegen mein persönliches Rufzeichen und X01.

17 Uhr. Es geht los. Der Contest beginnt. Wir bekommen kurz Besuch von OM Marcus (DM8MH), dem frischgebackenem Europameister im CQ WW-Digi Contest 2023. Noch bin ich zögerlich und höre erst einmal ins Geschehen. Auf 80 m rufen viele Stimmen durcheinander. Unsere OM verlassen uns einer nach dem anderen, Sebastian und ich sind ab jetzt allein. Die Sonne geht unter. Das laute „Gebrüll“, das von Sebastian aus der Küche zu mir herüberschallt, erinnert mich daran, das wir in SSB arbeiten und die abgegebene HF-Leistung direkt proportional zur ins Mikrofon gelangenden NF-Lautstärke ist.

17.26 Uhr. Jetzt wage auch ich es und antworte DO3ST auf 80 m. Die YL hört mich! Das erste QSO steht im Log! Nach knapp drei Stunden ist mit PA9M und QSO-Nr. 30, die erste ausländische Station registriert. Ich lasse es bewusst langsam angehen und höre viel bevor ich antworte. So kann ich das Rufzeichen und den DOK bzw. die lfd. Nr. genau herausbekommen. Mein Gehör braucht noch einige Zeit, um sich auf die Bedingungen jedes einzelnen Contest-Teilnehmers einzustellen. Inzwischen ist es kühl draußen geworden. Der Ölofen wird angeheizt.

22 Uhr. Abendessen mit frischer Knackwurst, Brot und Käse. Dazu Tee, Kaffee, Wasser oder Saft. Kekse und Plätzchen gibt es auch. Sogar noch etwas Suppe vom Mittag ist da. Zur Not sind auch Minutenterrinen verfügbar. Wir lassen es uns gutgehen!

Sonntag, 22.10.2023, 1.20 Uhr. Mit RA3OA und knapp 2000 km Entfernung steht die erste wirkliche DX-Station als Nr. 87  im Log. Bei mir im Raum ist es jetzt mollig warm. Sebastian kommt herüber, um sich etwas umzulegen. Ich mache weiter. Ab und zu muss nach dem Stromaggregat geschaut werden.

6.00 Uhr. Ich bin tatsächlich noch wach, aber es geht nur noch sehr schleppend voran: Lediglich alle 10 bis 15 min eine neue Station. Die Sonne geht auf. Bis 9 Uhr stehen für das 80-m-Band immerhin 164 QSO, hauptsächlich mit DL-Stationen, im Log. Inzwischen ist auch Sebastian wieder aktiv. Ich wechsle auf das 15-m-Band, das langsam öffnet. Nun gibt es endlich einige der begehrten Multiplikatoren für mich.

10.15 Uhr. Frühstück. Wir sind beide fit und wohlauf! Ich freue mich „durchgehalten“ zu haben.

12.57 Uhr. Als Verbindung Nr. 196 kommt auf dem 10-m-Band  in rund 10.400 km Entfernung eine Verbindung mit PY5MM zustande, 20 Minuten später nochmal eine mit PY4JW.

14.45 Uhr. Vergeblich versuche ich N0QQ anzurufen. Trotz etlicher Versuche werde ich leider nicht gehört. Jetzt kommt Dirk mit seiner XYL Marion zu uns und bringt frisch gebackenen Kuchen und Kaffee. Nach 215 Verbindungen beende ich meine erste Funktätigkeit zum WAG-Contest. Sebastian ist dagegen auf ganze 426 QSO gekommen.

15 Uhr. Wir decken den Tisch, setzen uns zusammen und genießen die Entspannung nach der langen Funknacht.

16 Uhr. Der letzte Kraftakt steht uns bevor. Alles wird wieder abgebaut. Die Antennen werden eingeholt und der Mast zusammengeschoben, unsere Funkgeräte abgeschlossen und verpackt. Viele Kisten und Taschen finden den Weg zurück in unsere Fahrzeuge.

17 Uhr. Wir wollen gerade das Objekt verlassen, da merke ich, wie mein Körper plötzlich rebelliert. Ganz so spurlos, wie vor kurzem noch vermutet, ist das Ganze doch nicht an mir vorüber gegangen. Nach 20 Min habe ich mich aber wieder akklimatisiert und kann die Heimreise antreten.

19 Uhr. Wieder Zuhause. Nach genau 36 h falle ich geschafft aber sehr befriedigt ins Bett. Mein erster WAG-Contest war eine tolle Erfahrung. Ich danke den OM Sebastian, Matthias, Dirk mit XYL und Michael, von denen ich das Wochenende über sehr viel lernen konnte. Eines steht fest: Nächstes Jahr bin ich wieder mit dabei!

vy 73 und gd dx de DO1HWE

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